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Montag, 23. Mai 2016

Ein Heiratsantrag und viele Schmeicheleien

Wie ihr ja schon in meinen Freitags Impressionen lesen konntet, musste ich am Wochenende wieder Arbeiten. Dieses mal war ich zu Gast auf der Chirurgie. Ich muss ja ehrlich sagen, das dass mal so gar nicht mein Gebiet ist. Diese ganzen Knochenbrüche, Blinddärme und Mandel Geschichten reizen mich ja mal so gar nicht. Aber manchmal kann ich es mir eben nicht aussuchen auf welcher Station ich bin.

Der Dienst begann wie immer um sechs Uhr in der Früh. Zeit für ein Käffchen war leider nicht, denn die Masse an Patienten wollte versorgt werden. Ich widmete mich den etwas aufwändigeren Patienten und stürzte mich ins Getümmel. Mein erster Patient war nicht sonderlich gut gelaunt, aber es nutzte ja alles nichts. Er beschwerte sich erstmal über die weck Zeiten. Tja guter Mann, die habe ich leider auch nicht gemacht. Recht hat er. Aber wie immer sind wir Schwestern schuld. Ich begann meine Arbeit und das Mosern ging weiter. Das Wasser zu warm, das Licht zu hell, das falsche Duschgel, die falsche Unterhose und so weiter. Alles in allem etwas unzufrieden, doch ich hatte Nachsicht mit dem armen Mann. Er hatte es wirklich nicht leicht mit seinem Künstlichen Darmausgang. Aber irgendwann haben wir es dann geschafft und er war doch etwas froh, sich etwas frischer zu fühlen.

Der nächste Patient war ein besonderes Schätzchen und seine Geschichte wirklich traurig. Als seine Frau vor ein paar Jahren verstorben ist, hat er angefangen zu Trinken. Er ist vollkommen von der Bahn gekommen und hatte leider niemanden, der ihn aufgefangen hat. Das ganze führte irgendwann dazu, das er beide Füße verlor. Trotz allem war er ein sehr netter Mensch. Ich half ihm also beim Waschen und er erzählte währenddessen ein paar wirre Geschichten. Als wir fast fertig waren, sagte er, " Komm mal etwas näher. Ich muss dir was sagen". Ähm, okay. Ich ging etwas näher heran mit meinem Gesicht. " Noch näher!" Jetzt wurde es heikel. Meistens endet so etwas nicht gut. Ich ging noch ein kleines Stückchen näher heran. Er bewegte nur seine Lippen. Doch im Lippen ablesen war ich nicht sonderlich gut. Zumal sein Vollbart es nicht gerade leichter machte. Ich sagte ihm, das ich ihn nicht verstehe. Und dann kam plötzlich das, " ICH LIEBE DICH. Willst du mich Heiraten?". Ich musste erstmal schmunzeln und war peinlich berührt. Leider musste ich ihm sein Herz brechen und sagte, " Ich fühle mich sehr geehrt, aber ich bin leider schon Verlobt". Er war beleidigt, drehte sich um und knabberte seine Plätzchen. Wovon ich übrigens nichts ab bekam, wie er sagte. Pech für mich. Nur gut das er mir den Antrag erst nach dem Waschen gemacht hatte. Sonst hätte ich ein Problem gehabt.

Im nächsten Zimmer ging es dann weiter mit den Schmeicheleien. Zwei Herren im mittleren Alter, die versuchten mein Alter zu schätzen. Das ist übrigens eines der Lieblings Beschäftigungen bei Männern im Krankenhaus. Erraten wie Alt die Schwestern sind. Nervt mich ja Persönlich schon etwas. Nicht die Tatsache, mein Alter Preis zu geben. Sondern diese unterschwelligen Anmach versuche. Aber es gibt dann immer gleich eine nette, forsche und passende Antwort von mir, sodass es keine weiteren Versuche mehr gibt. Meistens ist es dann auch gut und die Männlichen Patienten benehmen sich wieder wie Erwachsene. Mein geschätztes Alter lag übrigens bei 24. Knapp daneben, wenn man mal bedenkt, das ich dieses Jahr schon 30 werde.

Alles in allem, ein ganz normales Arbeitswochenende für mich!




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